DIN/TS 67600:2022-0 „Ergänzende Kriterien für die Lichtplanung und Lichtanwendung im Hinblick auf nichtvisuelle Wirkungen von Licht“
Einführung
Licht ist entscheidend für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Es beeinflusst physiologische und psychologische Zustände wie Stimmungen, Emotionen und auch die Aufmerksamkeit. Die Bedeutung von Tageslicht oder von geeigneter künstlicher Beleuchtung zur Verbesserung des Wohlbefindens, der Leistungsfähigkeit und zur Stabilisierung des circadianen Rhythmus, das heißt der inneren Uhr, ist wissenschaftlich nachgewiesen und fundiert auf konsensbasierten Empfehlungen von Wissenschaftlern.
Im modernen Alltag entfernen sich Menschen in zunehmendem Maße vom natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Helligkeit und Dynamik des Lichts am Tag spielen ebenso wie die Dunkelheit der Nacht für viele Menschen eine immer geringere Rolle in ihrem täglichen Leben. Die Berücksichtigung der nichtvisuellen Wirkung von Licht bei der Lichtplanung soll dem entgegenwirken.
DIN/TS 67600 stellt Ursache-Wirkungs-Prinzipien für nichtvisuelle Wirkungen von Licht auf Menschen dar, aus denen erweiterte Kriterien für die Lichtplanung abgeleitet werden. Dazu gehören unter anderem die tageszeitabhängigen Verläufe von lichttechnischen Größen für die Planung dynamischer Beleuchtungsanlagen.
Ziel der Planung und Anwendung von nichtvisuell wirksamer Beleuchtung ist im Wesentlichen eine Stabilisierung des circadianen Systems des Menschen mit einem günstigen Einfluss auf Leistungsvermögen und Konzentration in den aktiven Phasen und eine nachhaltige Verbesserung von Schlaf und Regeneration in den Erholungsphasen. Die Wirkung des Lichts auf das biologische System hängt in komplexer Form hauptsächlich mit den Parametern Lichtspektrum, Lichtverteilung, Bestrahlungsstärke und ihren zeitlichen Abfolgen zusammen. Eine wesentliche Kenngröße ist die melanopisch äquivalente Tageslichtbeleuchtungsstärke, abgekürzt MEDI, deren Zielwert unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Empfehlungen auf 250 Lux festgelegt wurde. Alle verwendeten Größen entsprechen dem Stand nationaler und internationaler Normen wie DIN/TS 5031-100 und CIE S 026. Mit integrierender Lichtplanung können verschiedene Aspekte für gute Beleuchtung in Bezug auf visuelle und nichtvisuelle Wirkungen unter Berücksichtigung der Energieeffizienz umgesetzt werden. Nichtvisuell wirksame Beleuchtung und Energieeffizienz müssen dabei nicht im Widerspruch stehen.
Zusammenfassung der Norm
DIN/TS 67600 (2022-08) nennt ergänzende Kriterien für die Lichtplanung, aus denen Planungsempfehlungen für Lebensräume abgeleitet werden können, die Arbeitsstätten oder Nichtarbeitsstätten sein können. Eingeschlossen sind auch solche Bereiche, in denen sich die Nutzungen überlagern oder mischen können. Die hier beabsichtigten nichtvisuellen Wirkungen beziehen sich auf Tageslicht und auf künstliche Beleuchtung oder eine Mischung von beiden. Die in diesem Dokument angegebenen Planungsempfehlungen bilden Ergänzungen zu den visuellen Anforderungen anderer Normen. Die visuellen Planungsanforderungen werden in DIN EN 12464-1 und für Arbeitsstätten in ASR A3.4 festgelegt. Die Anforderungen der ASR A3.4 sind für Arbeitsstätten in Deutschland bindend. Dieses Dokument beschreibt mögliche Lichtanwendungen und gibt konkrete Hinweise für die planerische Umsetzung.
Kurz-Info zur DIN/TS 67600
DIN/TS 67600 wurde vom Arbeitsausschuss NA 058-00-27 AA „Wirkung des Lichts auf den Menschen" des Normenausschusses Lichttechnik (FNL) im DIN nach dem Fachbericht-Verfahren erarbeitet.