Nachhaltigkeit: Einst und Heute

Nachhaltigkeit hat heute eine hohe Bedeutung, ist tatsächlich aber schon so alt wie die Menschheit.


Im täglichen Kampf ums Überleben füllten Steinzeitmenschen in Afrika Wasser in Straußeneier und vergruben sie für schlechte Zeiten. In der Antike arbeiteten Architekten und Baumeister mit viel Kunstfertigkeit daran, möglichst unvergängliche Bauwerke zu schaffen. Pyramiden und römische Aquädukte widerstehen bis heute Naturkatastrophen und Erosion – sie stehen beispielhaft für eine nachhaltige Architektur.

Doch nicht immer gelang es dem Menschen, nachhaltig zu wirtschaften. Holz war eine der ersten natürlichen Ressourcen, die der zivilisatorischen Entwicklung zum Opfer fielen. Der Forstwirtschaft ist auch unser moderner Nachhaltigkeitsbegriff zu verdanken: Der sächsische Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz prägte ihn 1713 in seiner Schrift „Sylvicultura oeconomica“. Darin stellte er eine einfache Nachhaltigkeitsregel auf: Immer nur so viel Holz schlagen, wie nachwachsen kann – die Blaupause für ein sich selbst erhaltendes Wirtschaftssystem.

Das Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg brachte als negative Begleiterscheinung massive Umweltzerstörungen mit sich. Probleme wie Wasserverschmutzung und Waldsterben wurden immer drängender, bis sich die Politik endlich staatenübergreifend mit ihnen beschäftigte. Die UN-Umweltschutzkonferenz von Stockholm markierte 1972 den Beginn einer internationalen Umweltschutzpolitik.

Drei Säulen: Ökologie, Ökonomie, Soziales

Schnell wurde klar, dass sich Nachhaltigkeit nicht auf ökologische Fragen beschränkt. Heute gilt das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, das Ökologie, Ökonomie und Soziales verknüpft (Quelle: Brundlandt-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen: „Unsere gemeinsame Zukunft“, 1987).

Bei der ersten großen Nachhaltigkeitskonferenz in Rio entstand 1992 erstmals eine überstaatliche Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung, die globale Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen definierte − von Armutsbekämpfung bis Artenschutz. Seitdem wurde Nachhaltigkeit erfolgreich von der abstrakten politischen Ebene in die Mitte der Gesellschaft getragen. Initiativen wie das UN Carbon Discloser Project (www.cdp.net) treiben nachhaltiges Handeln voran. In Deutschland betreut seit 2001 der Rat für Nachhaltige Entwicklung (www.nachhaltigkeitsrat.de) die nationale Nachhaltigkeitsstrategie.

Neben Politik und Nichtregierungsorganisationen engagieren sich auch viele Unternehmen für Nachhaltigkeit: ein schonender Umgang mit Ressourcen, Schutz und Förderung von Mitarbeitern, Transparenz und Integrität sind selbstverständlicher Bestandteil unternehmerischen Handelns geworden. Produkte müssen strenge Kriterien hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit und ihrer Kosten-Nutzen-Effizienz erfüllen.

Debatte im Zeichen des Klimawandels

Die Europäische Union (EU) hatte sich das Ziel gesetzt, den Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und so den CO2-Ausstoß um 780 Millionen Tonnen zu senken. Teil dieser Bemühungen waren Beschlüsse wie die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG, die zusammen mit den produktspezifischen Verordnungen Anforderungen an energieverbrauchsrelevante Produkte (Energy-related Products) enthielt und 2019 von der Ökodesign-Verordnung abgelöst wurde. Auf dieser Basis dürfen z. B. ineffiziente Lichtquellen nicht weiter in den Verkehr gebracht werden. Dazu gehören inzwischen auch T8- und T5-Leuchtstofflampen sowie alle Kompaktleuchtstofflampen mit Stecksockel. Gesetzliche Grundlage ist neben der Ökodesign-Verordnung auch die EU-Richtlinie zur Begrenzung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (engl. RoHS – Restriction of the use of certain Hazardous Substances in electrical and electronic Equipment).

Die EU-Kommission hat 2021 den Green Deal auf den Weg gebracht – mit etwa 50 Gesetzesinitiativen und einem großen Finanzpaket. Ziel ist die Senkung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990. Es enthält konkrete Vorschläge für eine neue Klima-, Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik. Mit dem europäischen Grünen Deal soll der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft geschaffen werden. Dabei sollen die Staaten der EU:

  • bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausstoßen,
  • ihr Wachstum von der Ressourcennutzung abkoppeln,
  • niemanden, weder Mensch noch Region, im Stich lassen.

Der europäische Green Deal hilft auch bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise: Ein Drittel der Investitionen aus dem Aufbaupaket NextGenerationEU und dem Siebenjahreshaushalt der EU mit einem Umfang von insgesamt 1,8 Billionen Euro fließt hier ein.

Literatur zum Thema

  • Hans Carl von Carlowitz: „Sylvicultura oeconomica“, 1713.
  • Brundlandt-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen: „Unsere gemeinsame Zukunft“, 1987.
  • McKinsey-Report: „Lighting the way“, 2011.

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