
Potenziale erfassen
Vor der Sanierung steht die Bestandserfassung. Sie sollte immer das Ziel verfolgen, eine qualifizierte Basis für die jeweils anstehende Entscheidung zu bilden.
Soll die Sanierung aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, reicht häufig eine Abschätzung der möglichen Einsparpotenziale mithilfe einer Checkliste.
Ist jedoch die Entscheidung von weiteren Faktoren abhängig, sollte die Bestandserfassung umfangreicher sein und strukturiert erfolgen. Nicht nur die systematische Erfassung und Dokumentation von Bestandsleuchten, auch die sorgfältige Analyse der baulichen, technischen, normativen und weiterer Rahmenbedingungen gehören dazu. So können später die Erfolgsaussichten möglicher Handlungsoptionen und die damit verbundenen Kosten qualifiziert abgewogen werden.
Auf der Kostenseite sind es die laufenden Energie- und Wartungskosten, die zur Investition ins Verhältnis zu setzen sind. In Bezug auf die technische Umsetzung ist neben der Ist-Situation auch der Bedarf zu bestimmen – also die Soll-Situation mit allen Anforderungen.
Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:
- Welche Beleuchtungsaufgaben müssen erfüllt werden (z. B. Sehaufgaben nach DIN EN 12464-1)?
- Entspricht die Beleuchtungsanlage den heutigen lichttechnischen Regeln der Arbeitssicherheit?
- Ist die Beleuchtung lichttechnisch auf dem Stand der Technik?
- Wird die Beleuchtungsanlage den gültigen Anforderungen an die geforderte elektrotechnische Sicherheit in der jeweiligen Anwendung gerecht?
- In welchem Erhaltungszustand befinden sich die Komponenten bezüglich der zu erwartenden Restlebensdauer und Ersatzteilverfügbarkeit?
- Welcher regelmäßige Wartungsaufwand ist für ihren Betrieb erforderlich? In welchem Zustand befindet sich die bauliche und installationstechnische Umgebung?
- Wie hoch ist der Energiebedarf für den Betrieb der Beleuchtungsanlage?
Sorgfältig zu erfassen sind zusätzlich immer auch die geometrischen Daten der Beleuchtungsanlage und des Raumes, in dem sie sich befindet. Moderne 3D-Scan-Verfahren helfen, die Immobilie zu digitalisieren, und schaffen eine Datenbasis für die Lichtberechnung.
Die gewonnenen Erkenntnisse machen eine qualitative, technische und kommerzielle Bewertung der (Alt-)Anlage möglich. Neben der Identifizierung kurzfristig erforderlicher Maßnahmen zur Mängelbehebung erlaubt die systematische Gesamtbewertung einer Anlage Rückschlüsse auf den zu erwartenden Aufwand weiterer Maßnahmen und Arbeitsschritte. Sie ermöglicht damit eine professionelle Beratung und Darstellung der Handlungsoptionen sowie der damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Messungen zum Ist-Zustand
Bei der messtechnischen Erfassung des Bestands sollten ausschließlich hochwertige professionelle Messgeräte zum Einsatz kommen. Bis auf wenige Ausnahmen weisen einfache Smartphone-Apps häufig signifikante Ungenauigkeiten auf. Informieren Sie sich deswegen vor der Nutzung einer App eingehend über die erwartbare Qualität der Messergebnisse. Insbesondere für lichttechnische Messungen der Beleuchtungsstärke sollte immer ein professionelles Luxmeter verwendet werden. Sensoren in Mobiltelefonen können weder die räumliche Verteilung des Lichteinfalls noch die spektrale Gewichtung der erfassten Strahlung korrekt bewerten.
Zudem ist bei der Messung zu berücksichtigen, in welchem Wartungszustand sich die Bestandsanlage befindet. Gegebenenfalls können schon ihre Reinigung und ein Austausch der Leuchtmittel die gemessenen Beleuchtungsstärkewerte verdoppeln. Nur unter definierten und geprüften Randbedingungen können die Erfordernisse einer Sanierung und ihr Einsparpotenzial verlässlich beurteilt werden.
Alle Daten dokumentieren
Alle ermittelten Daten sollten elektronisch erfasst und abgelegt werden (mindestens Tabellenform). So können sie ohne großen Aufwand ergänzt oder ersetzt werden und ergeben immer ein aktuelles Bild. Das ist besonders bei größeren Vorhaben hilfreich, die in mehreren Schritten und über mehrere Jahre hinweg umgesetzt werden. Auch die genutzten Checklisten sollten in elektronischer Form im Projektordner gespeichert werden, um später erneut prüfen und die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können.
Checklisten helfen bei der Strukturierung
Für Planer und Installateure sind standardisierte Checklisten effektive Arbeitsinstrumente für eine zeitsparende und strukturierte Analyse. Sie helfen im Beratungsverlauf, Einsparpotenziale zu identifizieren und Maßnahmen nicht nur objektiv – leistungsbezogen wie wirtschaftlich – zu vergleichen, sondern für Auftragnehmer und Auftraggeber auch übersichtlich, lückenlos und rechtsverbindlich zu dokumentieren.
Checklisten sind äußerst praktikabel und strukturiert. Sie lassen sich kundenbezogen und anwendungsspezifisch modifizieren, denn in Projekten für Büro, Shop, Industrie, Handwerk oder Schule sind für Selbstnutzer oder Generalunternehmer ganz unterschiedliche Parameter von Bedeutung.
Bestandserfassung

