Wände + vertikale Flächen

Eine ideale und zugleich vielseitige Beleuchtung der Wände ist für viele Museen eine der zentralen Herausforderungen. Das Ausstellungskonzept entscheidet über die passende Beleuchtung: Wandflutung, Akzentbeleuchtung oder Framing.


Eine wandbezogene Beleuchtung wird in der Regel in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Kurator und Ausstellungsarchitekten entwickelt. Im Grundsatz werden zwei Beleuchtungsstile unterschieden.

Wandflutung

Die Wandflutung mit großflächig angelegter Beleuchtung wirkt tendenziell sachlich und neutral. Sie eignet sich für alle flachen, an der Wand positionierten Exponate, insbesondere für großformatige Bilder. Räume erscheinen hell, weit und ruhig. Dieser Beleuchtungsstil bietet viel gleichberechtigte Präsentationsfläche für Bilder; die Ausstellungsräume wirken universeller, weniger individuell. Der Betrachter entscheidet, wohin er seine Aufmerksamkeit wenden möchte.

Für die Wandflutung werden in der Regel Leuchten mit asymmetrischer Lichtverteilung durch entsprechende Linsenoptiken oder Reflektoren genutzt. Qualitativ hochwertige, entblendete Wandfluter verteilen das Licht nahezu komplett gleichmäßig vom oberen Wandansatz bis zum Bodenniveau; ihre Positionierung richtet sich nach der jeweiligen Wand.

Leuchten und Lichtsysteme entsprechen in der Regel der Form der Grundfläche des Raumes. Bei kleinen Räumen, die von einer quadratischen Grundform abweichen, sollte auf eine korrekte geometrische Anordnung von Leuchten und Lichtsystemen geachtet werden. Alternativ können Wände auch mithilfe von Lichtdecken oder großen aufgesetzten Leuchten, die Oberlichter simulieren, gleichmäßig beleuchtet werden.

Durch die Betonung der Flächigkeit der Wände schafft die Wandflutung auch eine wahrnehmbare, räumliche Abgrenzung einzelner Ausstellungszonen zueinander. Durch die Reflexion über die Wände entsteht zugleich eine angenehme Helligkeit in der Raummitte, so dass je nach Raumgeometrie die Wandflutung als Beleuchtung komplett ausreichen kann.

Lichtwerkzeuge im Vergleich: Leuchten für hell geflutete Wände
Für eine homogene Wandflutung ist eine korrekte Anordnung der Leuchten, orientiert an Lichtverteilung und Raumgeometrie, wichtig. Es gilt die Faustregel: Der Wandabstand „a“ der Wandfluter sollte ein Drittel der Deckenhöhe „h“ betragen. Der Leuchtenabstand zwischen den Leuchten „b“ entspricht in etwa dem Wandabstand „a”. Er sollte das 1,5fache des Wandabstandes auf keinem Fall überschreiten. Eine Bemusterung vor Ort ist zu empfehlen und liefert die genauen Positionsangaben.


Für Ausstellungen, denen eine extreme Beschränkung auf das Konzept der Wandflutung nicht gerecht wird, ist die Kombination mit Akzentbeleuchtung eine ideale Ergänzung. Zum einen lassen sich Wände selbst mit eng strahlenden Leuchten akzentuiert beleuchten; sie geben der Wand durch ihren Hell-Dunkel-Verlauf eine gewisse Dynamik und Spannung. Zum anderen setzen gezielt gerichtete Strahler mit höherer Beleuchtungsstärke deutliche Akzente.

Lichtwerkzeuge im Vergleich: Leuchten für rhythmisch akzentuiert beleuchtete Wände
Sollen die Wände akzentuiert beleuchtet werden, kann dieses mit eng strahlenden Leuchten realisiert werden. Wandnah platzierte Downlights mit ihren vertikalen, aufeinanderfolgenden Lichtkegelabschnitten, sogenannten „Scallops“, verleihen dem Raum eine besondere Lichtdynamik.

Akzentbeleuchtung und Framing

Akzentbeleuchtung ist variabel – und in Museen weit verbreitet. Sie eignet sich zur Beleuchtung von Bildern jeglicher Größe, zur Anstrahlung dreidimensionaler Objekte und lenkt auch den Blick auf Exponate in Vitrinen. Exakt definierte Lichtkegel betonen die Vorzüge von Bildern und Skulpturen. Dabei gilt: Je breiter der Lichtkegel, umso stärker werden Exponate als Teil des Raumes wahrgenommen – je enger die Lichtkegel, desto dramatischer die Wirkung. Werden Lichtkegel exakt auf ein Bildformat begrenzt, scheint das Bild von innen heraus zu leuchten. Diesen Effekt nennen Fachleute „Framing". Diese effektvolle Beleuchtung wird mit Strahlern umgesetzt, die mit Konturenschiebern und Projektionslinsen ausgestattet sind.


Damit ein Lichtkegel als Akzent ins Auge fällt, muss der Helligkeitsunterschied zwischen Exponat und Umfeld mindestens 1:5 betragen. Bei einem Kontrast von 1:20 sind deutliche Akzente zu sehen, bei 1:100 wirkt die Installation geradezu dramatisch. Dies lässt sich aber nur in sehr dunklem Umfeld realisieren. Guter Sehkomfort ist Pflicht: Enge Lichtkegel und abgeschirmte Lichtaustrittsflächen minimieren Direktblendung und störende Reflexblendungen.


Die flexible Akzentbeleuchtung im Museum kann unkompliziert durch Strahler an Stromschienen umgesetzt werden. Sie lassen sich jederzeit an neue Ausstellungen anpassen. Das spart Zeit und Betriebskosten. Bei der Auswahl der richtigen Strahler helfen Lichtverteilungskurven der Hersteller.

Die richtige Ausleuchtung erfolgt nach dem bewährten „30°-Museumswinkel“-Konzept (siehe Grafik). Geeignete Lichtquellen werden – je nach Größe und Entfernung – nach Halbwertstreuwinkel und Lichtstärke ausgewählt, um die erforderliche vertikale Beleuchtungsstärke zu gewährleisten. Hält der Planer die geometrische Relation zwischen Lichtquelle und Exponat ein, ist auch eine Betrachtung aus naher Distanz ohne störende Überlagerungsschatten möglich.

Licht zum Lesen für Informationen

Textinformationen zum Kunstwerk – an der Wand oder auf dem Boden – sind gut lesbar, wenn die Schrift ausreichend groß und in schwarzer Farbe auf weißem Grund steht. Bei verglasten Informationstafeln können Spiegelungen die Lesbarkeit erschweren. Sie sollten durch korrekt platzierte Lichtquellen und entsprechende Blendvorrichtungen vermieden werden.

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